„1972/2022 MONUMENTS FOR FUTURE IN PRACTICE“
#Reallabor (Nachkriegs-)Moderne –
Zum Umgang mit jungen Denkmalen
Im Rahmen des 50. Jubiläums von Kongress am Park: Studientag DFG-Netzwerk Bauforschung Jüngere Baubestände 1945+
in Kooperation mit der Bayerischen Architektenkammer, dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten Augsburg-Schwaben und DOCOMOMO.de
Das gebaute Erbe der Moderne 1945+ steht angesichts des Klimawandels und hoher gesellschaftlicher Erwartungen seit Jahren auf dem Prüfstand. Der umfangreiche Bestand wurde mit großen Zukunftshoffnungen in nur kurzer Zeit errichtet – und nicht selten unter Einsatz wenig erprobter Fertigungstechniken der Bauindustrie. Bei allen Bemühungen um die Erforschung von Raumkonzepten und gesellschaftlichen Utopien der 1950er bis 1970er Jahre: Der praxisorientierten Bauforschung fehlen verbindliche Strategien zur Erfassung und Bewertung von Konstruktionen, Materialien und Bauweisen für die große Zahl an Bauten aller Baugattungen, vom solitären Kirchenbau über Wohnsiedlungen und Grünanlagen bis hin zu den voluminösen Großbauten für Kultur, Sport und Bildung sowie den Ingenieursbauwerken der urbanen und peripheren Infrastruktur.
Um diesen Bestand als Ressource für die Zukunft zu erhalten, sind neue Werkzeuge der Erfassung und Bewertung unter Berücksichtigung bautechnischer, konstruktiver, ökologischer und ökonomischer Faktoren erforderlich. Das Symposium – dem im Frühjahr 2022 ein internationaler Call for Papers vorausgegangen war – zeigt auf Grundlage laufender Projekte aus dem DFG-Netzwerk Bauforschung Jüngere Baubestände 1945+ mögliche Perspektiven für den Umgang mit dem jüngeren Bauerbe auf.
Donnerstag, 17. bis Samstag, 19. November 2022
Idee, Konzeption und Ansprechpartner:
PD Dr. Olaf Gisbertz M.A.
Sprecher DFG-Netzwerk Bauforschung für Jüngere Baubestände 1945 +
www.nbjb1945.de
50 Jahre Begegnung
Kongress am Park Augsburg als Tagungsort
1972 wurde in Augsburg mit der Kongresshalle und dem angrenzenden Hotelturm ein „Landmark“ der moderne Stadtgeschichte in Augsburg eröffnet. Zugleich entstand am Eiskanal ein eindrucksvolles Sportareal als Landschaftspark für die Olympischen Spiele 1972, der inzwischen im „Augsburger Wassermanagement-System“ den Status als Weltkulturerbe besitzt. 1972 ist auch das Jahr, in dem die UNESCO die Welterbekonvention verabschiedet hat.
2009 wurde die Kongresshalle im Wittelsbacher Park unter Denkmalschutz gesetzt und zwischen 2010 und 2012 denkmal- und klimagerecht saniert, nicht ohne auch heutigen Ansprüchen an eine moderne Eventarchitektur gerecht zur werden. Mit der Wiedereröffnung als Kongress am Park 2012 gibt es nun Anlass genug, das junge Baueerbe der 1960er und 1970er Jahre zu würdigen, um zugleich deren Zukunftspotenziale auszuloten.
Die „Béton brut“ Architektur wird von einem preisgekrönten Lichtkonzept bewusst in Szene gesetzt, das mit LEDs farbige Akzente setzt und auf vintage Beleuchtungselemente zurückgreift. Die besondere Wohlfühlkulisse beruht auf skandinavische Design-Möbel – beispielsweise die orange Sitzschlange Pantonova von Verner Panton - aber auch auf jährlich wechselnde Kunstausstellungen in Kooperation mit der Gesellschaft für Gegenwartskunst.
Das Ensemble genießt in Fachkreisen einen Kultstatus als „Best-Practice“-Beispiel für die Wiederbelebung der Nachkriegsmoderne. Es ist ein Denkmal für den Brutalismus (béton brut) in Bayern, aber durch ein energieeffiziente Klimakonzept ist es auch ein „Monument for Future“ im Klimawandel, wo gebaute Architektur als Ressource für kulturelle, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit verstanden wird.